"Ein mittelmäßiger Geist will keine Erfahrungen machen,
er will einfach nur glauben.
Ich möchte dir sagen:
Auch wenn man dir die Wahrheit sagt, glaube nicht daran!
Eine geglaubte Wahrheit ist eine Lüge.
Glaube macht die Wahrheit zur Lüge.
Ich bin nicht derjenige, der dir einen Glauben gibt.
Ich kann dir nur eine Methode vermitteln,
mit der du selbst nachforschen kannst.
Die Wahrheit wird deine eigene Erfahrung sein."
Osho war gegen jedes Glaubenssystem und betonte den Wert der eigenen, authentischen religiösen Erfahrung gegenüber der Zugehörigkeit zu einer Religion. In seiner Kritik des Christentums zum Beispiel sagte er, Jesus sei ein Rebell – er existiere nur außerhalb der Kirchenmauern, die sein Anliegen zu einem Dogma und damit leblos gemacht hätten.
"Jeder, der euch ein Glaubenssystem verkauft, ist euer Feind, denn das Glaubenssystem wird zu einer Barriere für eure Augen, ihr könnt die Wirklichkeit nicht sehen. Selbst der Wunsch, die Wahrheit zu finden, verschwindet. Aber am Anfang ist es bitter, wenn euch alle eure Glaubenssysteme weggenommen werden. Die Angst und Furcht, die ihr seit Jahrtausenden unterdrückt, die aber noch da ist, sehr lebendig ist, wird sofort wieder an die Oberfläche treten. Kein Gott kann sie zerstören, nur die Suche nach der Wirklichkeit und die Erfahrung der Wirklichkeit – nicht ein Glaube – kann alle eure Wunden heilen, euch zu ganzen Wesen machen. Und für mich ist der ganze Mensch der heilige Mensch."
Der Weg zur authentischen religiösen Erfahrung liege darin, das Leben als Ganzes anzunehmen, es in allen seinen Facetten zu lieben und täglich zu feiern. Jede wie auch immer geartete Tätigkeit
könne dem inneren Wachstum dienen. Meditation bedeute dabei, ein Zeuge aller inneren Vorgänge zu sein, den Strom der Gedanken und Empfindungen an sich vorbeiziehen zu lassen, ohne sich
weiter mit ihnen zu identifizieren. Auf diese Weise könne man ihre Vorläufigkeit erkennen und sein Gespür für die Realität hinter der rational oder sinnlich wahrnehmbaren, vergänglichen Welt
schärfen. In dem Moment, wo der Meditierer nur noch Zeuge sei, erfahre er, wer er wirklich ist.
Osho widersprach sich oft selbst, bewusst, denn er wollte vermitteln, dass es nicht auf die Worte ankomme, sondern vielmehr darum gehe, die Bindung an deren Bedeutung und Inhalte fallen zu lassen
– wer die Wahrheit suche, müsse den Sprung ins Unbekannte wagen. Die Wirklichkeit weise über das unzulängliche Medium des Verstandes und somit auch der Sprache hinaus. Deshalb war ihm
jedes Verfahren recht, die Aufmerksamkeit seiner Zuhörer auf die Realität hinter dem Medium "Diskurs" zu lenken und
die Identifikation mit seinen Worten immer wieder durch verfremdende rhetorische Mittel zu unterbrechen. Letztendlich seien auch die Widersprüche in der Vielgestalt Gottes enthalten und
aufgehoben:
"Ich will euch nicht eine Philosophie, eine Doktrin, ein Dogma geben. Ein Dogma muss in sich schlüssig sein, ein Religionsbekenntnis muss in sich schlüssig sein. Ich will euch nicht zu einem bestimmten Glauben bekehren; ein Glaube muss logisch schlüssig sein. Ich will euch eine Vision vermitteln, keinen Glauben. Ich möchte, dass ihr zu meinem Fenster kommt und den Himmel seht, die Wirklichkeit seht. Die Wirklichkeit ist unbeschreiblich. Und aus dieser Wirklichkeit lässt sich kein Dogma machen, diese Wirklichkeit vereint alle Widersprüche in sich – sie ist so unermesslich groß. Also gebe ich euch immer wieder Einblicke, Aspekte der Wirklichkeit: ein Aspekt widerspricht dem anderen. Aber in der gesamten Wirklichkeit treffen sich all diese Aspekte, vermischen sich und sind eins."
Ein Sinn für Humor sollte seiner Meinung nach den Grundstein der zukünftigen Religiosität des Menschen bilden. So enthielten seine Vorträge Hunderte von zum Teil
deftigen Witzen (der einzige Teil seiner Diskurse, den er vom Blatt las).
"Ich bin nie ein ernster Mensch gewesen... Ich bin überhaupt nicht ernst, weil die ganze Existenz nicht ernst ist. Sie ist so spielerisch - voller Gesang und Musik und voller feinem Lachen.
Sie hat keinen Zweck; sie ist nicht geschäftsmäßig. sie ist pure Freude, ein reiner Tanz aus überfließender Energie."
Oshos Vorträge wurden aufgezeichnet und in Buchform, als Audios und Videofilme veröffentlicht. Die in Hindi gehaltenen Vorträge werden nach
und nach ins Englische übersetzt. So sind über 400 Bände von durchschnittlich 250 Seiten entstanden. Viele Werke sind ins Deutsche und mehr als fünfzig andere Sprachen übertragen worden.